Gloucester Sloop Boat von 1898/99 

VESTA

Maßstab 1 : 16

Ein Modellbauprojekt von Wolfgang Kekeisen

Seite 4


Wangen, den 31. Oktober 2020

Bei einem Modellsegelschiff sind die Segel das wesentliche Element, und ihre Herstellung muss sorgfältig geplant und vorbereitet werden. Eine große Hilfe sind dabei zeitgenössische Fotographien, die Wolfgang gründlich auf jedes Detail geprüft hat. Aus weißem Karton wurden anschließend entsprechende Schablonen der Segel gefertigt und am Modell auf Passgenauigkeit überprüft. Auch Details, wie die geplanten eingesetzten Reparaturbahnen, sind eingezeichnet, um das optische Erscheinungsbild einschätzen zu können.



Wangen, den 24. November 2020

Wolfgang hat sich das anspruchsvolle Ziel gesetzt, ein gebrauchtes, geflicktes Segel zu nähen. Der erste Nähversuch endet jedoch mit einer großen Enttäuschung: Das Einsetzen der Flicken erfordert bei dem extrem dünnen Baumwollstoff eine spezielle Nähtechnik, um ein verzugfreies Segel zu erhalten. Trotz akribischer Vorbereitung ist das Ergebnis für Wolfgang nicht zufriedenstellend, und so wandert dieses Segel in die Tonne.



Wangen, den 29. November 2020

Zweiter Anlauf: Der verwendete Baumwollstoff FB200 ist so fein und leicht, dass er zum Nähen mit handelsüblichem Tapetenkleister gestärkt werden muss. Er hat dann eine papierähnliche Konsistenz und lässt sich so masshaltig falten und schneiden. Die Darstellung der einzelnen Segelbahnen werden durch eine Z-Naht realisiert. Die eingesetzten Stoffbahnen an den reparierten Stellen müssen extra eingenäht werden, denn sie sollen sich farblich deutlich vom alten Segeltuch absetzen.

Die vorgefalteten Reparaturstoffbahnen werden mit wenig wasserlöslichem Weißleim in den Falz eingeklebt.

Wenn alles passt, wird die Reparaturstelle durch Bügeln fixiert.

Dann werden die Bahnen sorgfältig abgenäht, was verzugsfrei gelingt. Zum Nähen ist eine gute Haushaltsnähmaschine völlig ausreichend, denn es werden keine besonderen Stiche benötigt. Eines sollte sie aber unbedingt können: die Nähgeschwindigkeit muss mit dem Fußpedal feinfühlig auf eine sehr niedrige Geschwindigkeit geregelt werden können! Beim zweiten Anlauf erfüllt das erzielte Ergebnis die hohen Erwartungen von Wolfgang. Aber anschließend müssen noch einige weitere Hürden genommen werden.


Wangen, den 3. Dezember 2020

Um die Segelsäume, Verstärkungen, Reffbänder, Liektaue, Kauschen usw. fachgerecht anzubringen, zieht Wolfgang wiederum diverse Fachbücher über die Anfertigung von Segeln zu Rate.  

Das Großsegel ist jetzt umsäumt und hat, neben weiteren Verstärkungen, zwei Reffbänder erhalten. Es besitzt einen leichten Bauch, steht faltenfrei und zeigt keinerlei Verzug. Unser Modellbauer hat es zur Probe angeschlagen, und nicht nur er ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden.


Wangen, den 11. Dezember 2020

Nach dem das Großsegel fertig genäht ist, fehlen jetzt noch die beiden Vorsegel und das Gaffel-Topsegel. Auch ihre Größe und Form wird, wie schon geschildert, mit Kartonschablonen ermittelt.


Wangen, den 13. Dezember 2020

Die Näharbeiten sind abgeschlossen. Die Segel werden nun gründlich gewaschen und gespült, um Leim und Kleister, die zum Stärken und Fixieren benutzt wurden, aus dem Stoff zu entfernen.


Wangen, den 22. Dezember 2020

Die Segel erhalten Gebrauchs- und Alterungsspuren, wozu Wolfgang wieder in entsprechendem Bildmaterial recherchiert. Diese Kunst, durch die er seinen Modellen seine ganz persönliche Handschrift gibt, beherrscht Wolfgang perfekt. Eine Beschreibung darüber findet Ihr unter folgendem Link auf dieser Website:

Es steckt viel Arbeit in einem Segel mit all seinen Details. Im Maßstab 1:16 kann man aber nichts weglassen oder vereinfachen: sogar der Firmenstempel des Segelmachers gehört dazu.


Wangen, den 31. Dezember 2020

Auch über die Weihnachtsfeiertage war Wolfgang fleißig beim Takeln. Die Vorsegel sind schon angeschlagen und erhalten nun ihre Schoten. Auch hier ist entsprechendes Bildmaterial von großem Vorteil.

Das Stagfocksegel ist mit einem sogenannten „Club" ausgestattet, das kurze Rundholz, das am Unterliek im Bild zu erkennen ist. Es ermöglicht, die Fockschot vor dem Mast zu fahren, obwohl das Segel selbst den Mast überlappt.

Die Klüverschot ist mit einer Kette als Schenkel zwischen Schotblock und Schothorn getakelt. Das vermindert Abnutzung und Reibung beim Schiften des Klüvers.


Wangen, den 4. Januar 2021

Das Großsegel wird hier mit einer Reffleine ausgestattet. Im gespannten Zustand fixiert sie das Segel mit den Mastringen am Mast. Wird das Segel aber gerefft und die Reffleine dadurch locker, gibt sie dem Großsegel die Möglichkeit, sich nach achtern zu entspannen.

Versuchsweise werden auch schon die ersten 2 Paare Reffbändsel angebracht.

Das Großsegel wird, wie oben beschrieben, an den Mastringen angeschlagen. Meist wurden mehrere "Reserve-Mastringe" gleich mit getakelt, da nur so ein defekter Mastring bei Bedarf schnell ersetzt werden konnte. 


Wangen, den 8. Januar 2021

Wolfgang kommt seinem Ziel, die VESTA mit erstklassigen gebrauchten Segeln auszurüsten, immer näher. Alle 4 Segel besitzen eine unglaubliche Anzahl an filigranen Details, wie die umnähten Gatchen, die von Hand angenähte Liektaue, die Stagreiter, die angenähten Reffbändsel und vieles mehr. Wieviel Arbeit, Geduld und Können er in die Segelgarderobe der VESTA investiert, wird in den folgenden Bildern deutlich.


Wangen, den 18. Januar 2021

Die Segel sind gesetzt, die VESTA ist aufgetakelt. Wolfgangs Entscheidung, das erste leider misslungene Großsegel in die Tonne zu werfen, hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Er wäre damit nicht zufrieden gewesen und dann wäre es für ihn schwierig geworden, sich für die weitere Geduldsarbeit zu motivieren.



Wangen, den 25. Januar 2021

Eigentlich wären jetzt nur noch die Schoten mit den schon vorhanden Segelwinden zu verbinden und abzustimmen, was aber pandemiebedingt auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden muss. Statt dessen heuert Wolfgang ein weiteres Crewmitglied an, einen russischen Panzersoldat im Maßstab 1:16. In diesem Maßstab gibt es auf dem Markt eine große Anzahl an ausgezeichneten Figuren, die aber meist überarbeitet werden müssen. Mit etwas Schnitzarbeit und Farbe macht so auch ein desertierter russischer Soldat als lässiger amerikanischer Fischer eine gute Figur.


Bad Schussenried, den 27. März 2021

Unter Einhaltung der pandemiebedingten Verhaltensregeln ist Wolfgang mit der aufgetakelten VESTA wieder nach Bad Schussenried gereist. In der Kellerwerft von Klaus Prystaz werden nun die RC-Komponenten zum Bedienen der Segelschoten eingebaut und entsprechend angepasst. Die drei Windenmodule für die Großsegelschot, die Fockschot sowie die beiden Schoten für den Klüver waren schon in einer frühen Phase des Projekts entworfen und gebaut worden.

Im Schiffsinneren gibt es genug Raum für die Schotdurchführungen und eine Fundamentplatte, in der Gewindebuchsen zur Befestigung der Windenmodule schon passend eingelassen sind. Diese Module werden durch die Kajütaussparung in den Rumpf eingelegt und dann in ihre Position geschoben. Die Fockwinde kann durch eine Aussparung für den Niedergang hinter dem Mast mit der Fundamentplatte verschraubt werden. Für die folgende Großschotwinde gilt das Gleiche, sie wird aber durch die Ladeluke verschraubt. Das Bild links zeigt mit Blickrichtung zum Bug die im Rumpf befestigte Fundamentplatte mit einer Aussparung in der Bildmitte für den Akku. Am linken Bildrand ist die Schotdurchführung aus Messingrohr für die Klüverschot zu sehen.

Vor dem Einbau wurde die komplette RC-Anlage auf einem Arbeitstisch komplett aufgebaut, verschaltet und auf Funktion geprüft. Die Komponenten wurden so platziert, wie sie später im Rumpf angeordnet sind. Dabei stellte sich raus, dass die eingesetzten Segelwinden vom Typ Windforce 106MG mit der im Bild dargestellten Stromversorgung durch sechs AA-Batteriezellen mit 1,5 Volt nicht klarkommen. Setzt man stattdessen die größeren Sub-C-Zellen ein, funktionieren die Winden tadellos: sie sind kräftig und schnell.


Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen